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11.04.2023
Im Interview: Andreas Großhardt, stellvertretender Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft
Nach einem erfolgreichen Jahr 2022 steht die Zimmerer-Nationalmannschaft auch in diesem Jahr wieder vor großen Herausforderungen. Erstmalig nehmen die Zimmerer an einer EuroSkills, der Europameisterschaft der Berufe vom 5. bis 9. September 2023 in Gdańsk teil und das mit einem neuen Kader.
Dem neuen Team der Zimmerer-Nationalmannschaft 2023 gehören insgesamt vier junge Gesellen und eine Gesellin an: Lukas Baumann (21) aus Baden-Württemberg, Jonas Lauhoff (22) aus Thüringen, Isabel Peters (20) aus Schleswig-Holstein und Pascal Frauendorf (22) aus Sachsen. Baumann, Lauhoff und Peters gehören schon länger zur Mannschaft. Frauendorf qualifizierte sich vergangenes Jahr als aktueller Deutscher Meister für die Zimmerer-Nationalmannschaft.
Die Teilnahme an den EuroSkills bedeutet eine Umstellung beim Vorbereitungstraining und bei der Mannschaftsaufstellung. Andreas Großhardt von der Teamleitung der Zimmerer-Nationalmannschaft erläutert, welchen neuen Aufgaben sich das Team in diesem Jahr stellen muss.
Das vergangene Jahr war erneut ein sehr erfolgreiches für die Zimmerer. Bei der Welt- und Europameisterschaft holte Philipp Kaiser die Silbermedaille und Benedikt Pfister gewann Bronze. Wie haben Sie als Trainer das Jahr 2022 erlebt und was erwartet die jungen Talente 2023?
Mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres sind wir sehr zufrieden. Bei der Europameisterschaft der Zimmerer wurden wir ja außerdem noch Europameister in der Nationenwertung. Und das zum fünften Mal in Folge. Es ist erfreulich, dass wir über Jahre kontinuierlich überzeugende Leistungen vorweisen können. Und zwar nicht nur bei den Einzelleistungen, sondern eben auch als gesamtes Team. Zwei internationale Wettkämpfe in einem Jahr, das war für uns alle, Mannschaft, Teilnehmer, Trainer oder Teamleitung eine große Herausforderung. Wir freuen uns sehr, dass am Ende die Ergebnisse stimmten. Die große Aufgabe für dieses Jahr ist die EuroSkills in Gdańsk, denn das ist für uns ein ganz neues Wettkampfformat.
Heißt das, die Zimmerer-Nationalmannschaft nimmt zum ersten Mal an einer EuroSkills teil?
Ja, es wird das erste Mal für uns Zimmerer sein, dass wir an einer EuroSkills teilnehmen. Unser eigenes Europameisterschafts-Format wird es nicht mehr geben. Die Anforderungen der EuroSkills sind andere als bei der bisherigen Europameisterschaft der Zimmerer. Noch liegt uns der Anforderungskatalog nicht im Detail vor. Sicher ist aber, dass es bei der EuroSkills keine Mannschaftswertung mehr geben wird. Vermutlich wird es auch mehr Maschineneinsatz geben. Dafür wird der Anteil des Schiftens reduziert. Darauf müssen wir uns einstellen, das Training entsprechend anpassen und die Mannschaft danach ausrichten.
Zum Glück ist ja noch etwas Zeit bis zur EuroSkills. Wie sehen die Vorbereitungen darauf aus.
So viel Zeit haben wir gar nicht mehr, wenn man bedenkt, dass die Umstellung auf die EuroSkills für uns völlig neu ist. Wir werden die nächsten Trainings so gestalten, dass zusätzlich zu unseren bewährten Trainingsinnhalten einige Aufgaben vermehrt mit Maschinen gefertigt werden müssen. Dies führt zu einem höheren Aufwand in der Logistik, da wir zusätzlich Maschinen und mehr Holz benötigen.
Wie sehen Sie die personelle Situation für die nächsten Wettbewerbe?
Die Teilnahme an der EuroSkills verändert unsere bisherige Strategie. Bislang sind wir mit drei Kandidaten zur EM gefahren und mit einem dieser Teilnehmer dann weiter zur WM. Die Reduzierung auf jeweils nur einen Teilnehmer hat auch Folgen bei der Teamzusammensetzung. Bisher hatten wir immer sechs manchmal sogar sieben Zimmerinnen oder Zimmerer im Kader. Dieses Jahr sind es nur vier. Die vier ist aber keine statische Größe. Da sind wir flexibel. Wenn wir jemanden finden, der talentiert ist und gut zu uns passt, dann laden wir sie oder ihn ein, bei uns mitzumachen.
Wenn nur noch eine oder einer aus der Mannschaft zur EM oder einer WM fährt, was wird da aus dem Teamgedanken?
Wenn eines die Zimmerer-Nationalmannschaft ausgezeichnet hat, dann ist es der kameradschaftliche Teamgeist. Ohne ihn hätten wir über die Jahre nicht so konstant gute Ergebnisse erzielt. Jeder Titel, unabhängig ob in einer Einzel- oder einer Teambewertung, war und ist immer auch eine Mannschaftsleistung der gesamten Zimmerer-Nationalmannschaft. Es braucht den positiven Wettbewerb innerhalb des Teams ebenso, wie es das Zusammengehörigkeitsgefühl braucht. Ohne diesen Teamgeist, wird es nicht möglich sein, die entsprechenden Leistungen abrufen zu können.
Wie sieht die Nachwuchsgewinnung aus? Welche Fähigkeiten müssen sie mitbringen?
Wir Zimmerer haben in Deutschland gute Nachwuchszahlen. Ich bin überzeugt, es gibt da draußen viele talentierte Zimmerinnen und Zimmerer, die ein enorm ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen und tolle handwerkliche Fähigkeiten haben. Und trotzdem ist es immer wieder schwer Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die einerseits jung genug sind, um an einer WM oder EM teilnehmen zu können. Zum anderen müssen sie teamfähig sein, die nötige Zeit aufbringen und den nötigen Ehrgeiz haben. Gerade läuft der Aufruf zum Zimmerer Contest wieder. Wir hoffen auf viele Bewerbungen is zum 30. Juni 2023.
Die Zimmerer-Nationalmannschaft wird von den Holzbau Deutschland Leistungspartnern unterstützt. Daneben gibt es auch noch den Förderverein Zimmerer-Nationalmannschaft e.V. Wie wichtig ist deren Unterstützung für die Vorbereitung des Teams?
Eine Vorbereitung unserer Mannschaft auf eine Europa- oder Weltmeisterschaft bedarf vieler Trainingseinheiten, eine optimale Ausstattung und ein exzellentes Trainerteam. Auch wenn wir vieles ehrenamtlich leisten und die Teammitglieder viel Freizeit und Urlaubszeit einbringen, für eine professionelle Vorbereitung entstehen Kosten, die wir nur mit der Unterstützung unserer Holzbau Deutschland Leistungspartner und des Fördervereins stemmen können. Für dieses Engagement an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.